Alte Hypothese neu verpackt // der Semmelweis - Effekt - Borreliose Nachrichten
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Alte Hypothese neu verpackt // der Semmelweis – Effekt

14. Februar 2017 - Veröffentlichungen

Am 22.2.17 um 18:30 Uhr im Forum Klinikum Esslingen, Haus 15, stellt Prof. Dr. Rauer eine noch nicht verabschiedete neue S3 Leitlinie zur Neuroborreliose vor. Eine Veranstaltung für Ärzte.  Betroffene und Angehörige mit einer chronischen Borreliose sollten hier ihren Standpunkt verdeutlichen!

Die Leitlinie soll mit dem wissenschaftlichen Standard S3 die alte Behauptung festschreiben, Borreliose sei innerhalb weniger Wochen, unabhängig vom Krankheitsverlauf, abschließend austherapiert. Weiter bestehende Beschwerden stünden nicht im Zusammenhang mit der Infektion. Wissenschaftliche Fakten, z. B. die Studie der John – Hopkins Universität, die in eine andere Richtung weisen, werden bisher ignoriert.  Die Durchführung einer längeren Antibiose durch einen Arzt wird bei Inkrafttreten dieser Leitlinie  deutlich erschwert!

Mangels Behandlung wenden sich Patienten in Ihrer Not oft fragwürdigen Therapien zu.  Umso leichter erfolgt dann eine willkürliche Psychiatrisierung.  So erging es auch dem berühmten Mediziner Ingnaz Semmelweis (Entdecker des Kindbettfiebers und Endwickler von Hygienerichtlinien).  Er gilt als Begründer der auf Fakten gestützten, „evidenzbasierten“  Medizin.

Es gelang ihm nicht, seine Kollegen mit Fakten von der Notwendigkeit der Hygiene zu überzeugen. Man wies ihn in  die  Psychiatrie ein, in der er sehr im Alter von 47 Jahren verstarb. Eine Exhumierung 1963 brachte  multiple Frakturen zu Tage. Als Todesursache aber ist „Gehirnlähmung“ vermerkt.

Erst eine Ärztegeneration später setzten sich seine Erkenntnisse durch. Dies zeigt, wie wichtig es ist in Esslingen Präsenz zu zeigen.

Ein Kommentar
Gerda Munz

nachdem Esslingen vor meiner Haustüre liegt, habe ich diese Veranstaltung besucht und mich in der Fragerunde zu Wort gemeldet. Wie es ausging, können Sie meinem Brief an Prof. Rauer entnehmen. Sie brauchen ihn nicht zu veröffentlichen. Es geht mir nur darum, dass Sie wissen, dass sich wenigstens eine Betroffene zu Wort gemeldet hat.
Gerda Munz

Sehr geehrter Herr Prof. Rauer,
Die Erstellung der S3-Leitlinie Lyme-Borreliose wird von Ihnen federführend koordiniert. Dazu hielten Sie am 22.02.2017 im Klinikum Esslingen einen brillanten Vortrag. Wenn ich nicht zufällig Betroffene wäre, würde ich Ihnen voll und ganz zustimmen. Viele der an Borreliose erkrankten Patienten erleben, allerdings eine ganz andere Realität. Ihre Probleme beginnen bereits mit der Diagnostik und setzten sich mit der angeblichen Güte der Behandlung fort. Eine Borreliose mit negativer Serologie gibt es nicht. Punkt!! Selbst Beweise werden, wie in Esslingen geschehen, einfach abgebügelt. Es kann und darf nicht sein, dass ein nach einem Zeckenstich aufgetretenes Erythema migrans, das sich unbehandelt nach einem Vierteljahr auf 30 cm Durchmesser ausgedehnt hat und typischerweise innen abgeblasst ist, serologisch nicht nachweisbar ist.
Dasselbe gilt für die Therapie: Eine vierzehn- bis einundzwanzigtägige Therapie soll alle Borrelien eliminieren. Wenn dem so wäre hätte mein Erythema migrans nach der dreiwöchigen Doxy-Therapie eigentlich nicht mehr sichtbar sein dürfen. Die Behandlung ist wohl in vielen Fällen doch nicht so kurativ, wie behauptet wird. Nachdem es keinen Marker gibt, der das Fortbestehen einer Krankheitsaktivität nachweisen kann, ist es ein Leichtes, Patienten für gesund zu erklären. Wer weiterhin krank ist, wird in eine der vielen Schubladen mit den entsprechenden Etiketten gesteckt, dann hat man seine Ruhe. Die geplanten S3-Leitlinien werden endgültig dafür sorgen. Falls sich in 30-40 Jahren schwerwiegende Spätschäden einstellen sollten, berührt das die jetzige Generation der Leitlinienhersteller nicht mehr.
Noch werden die wissenschaftlichen Arbeiten von Judith Miklossy und Anderen weithin ignoriert. Die Leitlinienkommission scheint davon noch nichts gehört zu haben. Es ist an der Zeit sich kundig zu machen! http://www.preventionalzheimer.org/our-mission.shtml
http://miklossy.ch/home.shtml
Ist es nicht fahrlässig, zu diesem Zeitpunkt eine S3-Leitlinie zur Borreliose zu erstellen, ohne die neuesten Forschungen zur Alzheimer Erkrankung einzubeziehen. Wenn es stimmt, dass eine chronische bakterielle Borrelia burgdorferi Infektion zu Demenz, zerebraler Atrophie und Beta-Amyloidose-Ablagerungen führen kann, nehmen Sie in Kauf, dass eine sehr große Anzahl von Patienten schwerwiegende Spätschäden erleidet, weil eine ursächliche Therapie unterbleibt.
Frau Miklossy schreibt: Die Tatsache, dass pathogene Mikroorganismen die Abwehrreaktionen des Wirtes unterdrücken und unterlaufen können, sich dann im Gewebe festsetzen und eine latente oder chronische Infektion hervorrufen können, fand in der Vergangenheit geringe Beachtung. Je nach der Biologie des Krankheitserregers und der Abwehrmechanismen des Wirtes können die Mikroorganismen im infizierten Gewebe überleben, was zu einer andauernden Entzündung führt. Das Ergebnis der Infektion wird sowohl durch die genetische Veranlagung des Patienten als auch durch die Virulenz und Biologie des Krankheitserregers bestimmt. Auch Umwelteinflüsse wie Ernährung und Stressfaktoren spielen eine Rolle.
Ist es da nicht logisch, dass eine chronische langsam fortschreitende Erkrankung zuerst einmal zu unspezifische Beschwerden führt?
Können in diesem Fall Kopfschmerzen, heftige Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und weitere Beschwerden, nicht Zeichen einer allgemeinen, latent, chronischen Besiedlung mit Krankheitskeimen sein, die aber im Gegensatz zu einer akut einsetzenden Infektion,(die Art von Borreliosen, die Sie in den Leitlinien berücksichtigen, bei denen der ganze Körper mit einem Heer von Erregern überschwemmt wird) dennoch starke Beschwerden verursachen können, Beschwerden, die lange Zeit kaum fassbar sind und somit erst nach und nach zu krankhaften Veränderungen an den Organen führen, die dann wiederum nicht mehr einer Borreliose zugeschrieben werden?
Vielleicht sollte man für chronisch langsam fortschreitende Infektionen (nicht nur Borreliosen)in der Zukunft jeweils eine zweite Leitlinie erstellen, weil diese Art von Infektion, ein ganz anderes, eigenes Krankheitsbild darstellt. Dafür ist es sicher noch zu früh, weil hier noch viel Forschungsbedarf vorhanden ist. Bis es soweit ist, wäre es angebracht, in der kurz vor der Fertigstellung stehenden S3-Leitlinie, darauf hinzuweisen, dass diese nur für die akut einsetzenden schweren Borreliosen, Geltung hat, nicht aber für die chronisch latente Borreliose.
Für die Wissenschaft müsste es ja geradezu eine Herausforderung sein, auf diesem Gebiet vermehrt Forschung zu betreiben. Es ist ja nicht das erste Mal, dass sich Mediziner geirrt haben. Ich möchte nur an das Magenbakterium Helicobacter pylori erinnern. Es ist noch gar nicht lange her, dass man behauptet hat, dass im sauren Milieu des Magens kein Bakterium überleben könne.
Irgendwo habe ich gelesen: Ignoranz ist genau so dynamisch, wie Wissen und nimmt gleich proportional zu. Und dennoch meint jede Ärztegeneration, Ignoranz habe nur bei den Vorfahren geherrscht.
Alle Betroffenen wären Ihnen und den, an den Leitlinienerstellung mitarbeitenden Fachgesellschaften zu großem Dank verpflichtet, wenn Sie die neuesten Erkenntnisse der Forschung insofern berücksichtigen würden, dass in den Leitlinien auf den großen Forschungsbedarf bezüglich der sich dem Immunsystem entziehenden Keime, hingewiesen würde.
Es wäre viel gewonnen, wenn Sie mein Schreiben wenigstens zum Nachdenken bringen würde. Ich bin kein Arzt, aber in der Ausbildung zur Krankenschwester habe ich gelernt, dass eine gute Krankenbeobachtung das A und O ist und dadurch dem Arzt bei der Diagnosefindung eine große Hilfe sein kann. Glauben Sie mir, meine Beobachtungen punkto Borreliose haben viele Facetten, die in der vorgesehenen Leitlinie nicht berücksichtigt werden. Und diese könnten durchaus mit den Forschungsergebnissen von Frau Miklossy zusammen hängen.
Mit freundlichen Grüßen
Gerda Munz

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